#027: Der Pech Cardou

Der Pech Cardou in Südfrankreich verkörpert die weibliche Qualität.

Der Pech Cardou erhebt sich mit seinen 796 Metern sanft und markant inmitten vieler Bäume in Rennes-les-Bains in Südfrankreich. Der Berg verfügt über eine feine und warme Energie und ich freute mich sehr auf meine erste Wanderung hinauf bis zu seinem höchsten Punkt.

Für gewöhnlich bereitet mir körperliche Aktivität Freude, sie fällt mir meist leicht. Doch schon nach einem kurzen Stück des Weges auf den Pech Cardou war ich außer Puste und musste meinen sonst eher zügigen Schritt drosseln. Nach jeder Abzweigung und jeder Kurve offenbarte sich der weitere Weg – steil und noch steiler bergauf.
Meine Freude wich – ich hatte mir einen angenehmeren Aufstieg vorgestellt.
Ich schwitze und musste immer wieder stehen bleiben, mein Herz schlug mir bis zum Hals. Das war wie Salz in der Wunde für meinen Ehrgeiz. Wut stieg auf und ich setzte meinen Weg mit Druck in meiner Lunge Schritt für Schritt fort.

Nach einiger Zeit besann ich mich, hielt inne, nahm ein paar tiefe Atemzüge und ließ mich mehr und mehr auf die Energie des „weiblichen Berges“ ein, der für Fürsorge, Empfängnis und Hingabe steht.

Ich löste mich von der Vorstellung, den Berg zügig zu erklimmen und ging weiter – langsamer und bewusster. Dadurch spürte ich immer deutlicher die sanfte und liebevolle Kraft des Berges, die mich umgab, und ich richtete mich darauf aus, den Ort mit all seinen Facetten und Lektionen, die er für mich bereithielt, aufzunehmen.

Von diesem Moment an verlief der weitere Aufstieg (viel) leichter. Auf der Bergspitze erwartete mich eine atemberaubende Aussicht über das Aude-Tal. Ich fühlte mich, wenn auch etwas erschöpft, doch vor allem energetisiert und freudig. Ich genoss den Ausblick, verspeiste mein Picknick und legte mich im Anschluss für ein kleines Nickerchen in die Sonne.
Auf dem Rückweg fühlte ich mich von der sanften und aufnehmenden Energie des Pech Cardou wie getragen und sie schwang noch lange in mir nach.

An diesem Tag verhalf mir die weibliche Energie des Pech Cardou dazu, zu erkennen, dass ich den Berg (das Leben) nicht „bezwingen“ kann. Ihn zu besteigen, ist ein Akt der Ausrichtung, Weichheit und Hingabe.

Nem-Tha

Jetzt teilen: 

Facebook
Telegram
Email
WhatsApp
WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner