#020: Zeige dich – Mit all deinen Wunden und Narben

Unsicher sitze ich vor NNahizji mit einem Mikrofon in der Hand. Hinter mir sitzen etwa 20 weitere fremde Menschen, die ebenfalls den Satsang mit Nahizji aufgesucht haben.
Es ist das erste Mal, dass ich so ein Event besuche.

Nahizji, in ihrem hellen Gewand, in einem weißen Stuhl sitzend, kenne ich nicht wirklich. Wir hatten zwar an dem selben Tag eine kurze 1:1 Sitzung, jedoch ist diese eher an mir vorbeigerauscht.

Warum ich mich gemeldet habe, um nach vorne zu kommen und eine Frage zu stellen, weiß ich nicht. Wenige Minuten zuvor war mir nicht einmal bewusst, dass ich eine Frage habe.

Ich blicke Nahizji in ihre kraftvollen und gleichzeitig liebevollen Augen.
So einen intensiven Blick habe ich zuvor noch nie gesehen. Mich überkommt ein starker Schauer und von jetzt auf gleich, aus dem Nichts, fange ich an zu weinen.

Dann höre ich mich selber sagen:
„Ich möchte etwas erzählen, was sonst keiner aus meinem Umfeld weiß: Seit Jahren verletze ich mich selber und ich verheimliche es. Ich trage unzählige Narben, die noch keiner außer mir zu Gesicht bekommen hat.“

Nach einer kurzen Pause ergänze ich: „Ich fühle mich erleichtert, das jetzt endlich mal ausgesprochen zu haben. Ich will mich nicht mehr verstecken.“

Habe ich das jetzt wirklich alles gesagt? Ich spüre, wie es in mir heiß und kalt wird. Am liebsten würde ich im Boden versinken.

Ich schaue Nahizji an und sehe zu meiner Verwunderung einen tief mitfühlenden Blick.
Ohne Urteil, ganz weich und offen schaut sie in meine Augen.

Sie spricht ein paar Worte zu mir, doch diese nehme ich kaum wahr.
Ich fühle mich zum ersten Mal in meinem Leben wirklich gesehen.
Mit all meinen Wunden und Narben.
Ja, das ist schmerzhaft und heilend zugleich.

Nachdem Nahizij zu Ende gesprochen hat, kehre ich auf meinen Platz zurück. Den restlichen Satsang verbringe ich in einem Meer aus Tränen.

Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, warum es mir in Nahizjis Gegenwart möglich war, mich aus tiefstem Herzen zu öffnen.

Ein Jahr nach diesem Erlebnis sollte ich erfahren, warum dieser Satsang ein entscheidender Wendepunkt für mich war:

Nachdem ich in diesem Jahr keinen direkten Kontakt zu Nahizji hatte, erreichte mich ein Last-Minute-Aufruf für ein Retreat in Kroatien, für das ich sofort ein Feuer in mir spürte.
Ich meldete mich ohne zu zögern für das Retreat an.

In dieser Zeit versteckte ich meine Narben noch immer unter Langam-Shirts, trotz Hochsommer-Temperaturen. Als ich den Koffer für das Retreat packte, überkam mich der Impuls, auch T-Shirts mitzunehmen, die extra dafür einkaufen musste.
Dass dies bereits der erste Schritt war, mich immer mehr ganz zu zeigen, war mir nicht bewusst.

Im Satsang während des Retreats traute ich mich dann zum ersten Mal in meinem Leben, nach den Jahren der Selbstverletzung, ein T-Shirt anzuziehen.
Und ich fühlte mich damit in Nahizjis Präsenz so wohl!
Ich spürte, wie ich einfach willkommen war, so wie ich war.
Auch die Teilnehmer empfingen mich offen und urteilsfrei und betitelten meine Arme sogar als ein Kunstwerk.
Diese Sichtweise war für mich zutiefst heilend, da ich mich jahrelang mit diesen unzähligen Narben abgelehnt und beschimpft hatte.

Nahizjis liebevolle und allumfassende Präsenz hat es mir ermöglicht, mich mit meinem tiefsten Schmerz zu zeigen und mich diesem offenherzig zuzuwenden. Meine Seele spürte, dass sie in diesem Raum der Bewusstwerdung Heilung finden konnte.

Seitdem ich den Weg mit Nahizji gehe, habe ich keine Angst mehr, meine Narben zu zeigen oder für diese abgelehnt zu werden. Sie sind für mich ein Zeichen der Heilung, des Schmerzes, der mich gelehrt hat, mich selbst zu lieben, und der Freiheit, einfach ich selbst sein zu dürfen. Was sich mir im Feld von Nahizji eröffnet hat, war der Beginn der wahren Reise zu meinem Innersten.

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